Leeuwardenfahrt 2018

Unterwegs zur Kulturhauptstadt

Zu Besuch in Leeuwarden-Fryslân 2018

Der Weg ist das Ziel. Das dachten sich auch der Freundeskreis Kulturhauptstadt, das Projektbüro Hi2025 und der IQ und machten Ende Oktober eine gemeinsame Reise ins niederländische Leeuwarden, bei der bereits die Busfahrt ein zentraler Programmpunkt war. Schließlich verbrachte da eine bunt zusammengewürfelte Reisegruppe freiwillig 12 Stunden zusammen „on the road“. Und so nutzten die 36 Mitreisenden, u.a. Mitglieder des Freundeskreises, Kunst- und Kulturschaffende sowie Vertreter aus Politik, Verwaltung und Medien, die Fahrt ausgiebig um sich kennenzulernen und auszutauschen.

Leeuwardenfahrt 2018, Natuurmuseum Fryslân / Foto: Gerd Günter
Leeuwardenfahrt 2018, Natuurmuseum Fryslân / Foto: Gerd Günter

In Leeuwarden angekommen, stand zuerst eine „Dialogue Session“ mit Andrea Möller und Sjoerd Bootsma auf dem Programm. Die beiden waren maßgeblich an Leeuwardens erfolgreicher Bewerbung beteiligt und berichteten von ihren Erfolgen und Rückschlägen auf dem Weg zur Kulturhauptstadt. Sie machten Mut, bei der Bewerbung gerade das in den Blick zu nehmen, was in Hildesheim „nicht oder falsch läuft“, und Kunst und Kultur zu nutzen, dies zu verändern. Trotz berechtigter Kritikpunkte, fanden Möller und Bootsma, dass Leeuwarden durch die Kulturhauptstadt wichtige, neue Impulse bekommen hat und die Stadt dadurch lebenswerter geworden ist.

 

Später am Abend gab es dann noch eine große Videoprojektion auf dem schiefen Oldehove-Turm. Alle drei Monate wird dort eine neue Arbeit gezeigt, die immer eine Kooperation verschiedener Künstler aus den Bereichen Sprache, Musik und Film ist. Nach einem Abstecher ins benachbarte Tresoar, die Schatzkammer der friesischen Kultur, klang der Samstag gemütlich im Irish Pub aus.

 

Leeuwarden ist die Hauptstadt der Provinz Friesland, die fünfmal so groß ist wie der Landkreis Hildesheim, aber nur doppelt so viele Einwohner hat. Die ganze Region ist Teil der Kulturhauptstadt, die deshalb offiziell Leeuwarden-Fryslân 2018 heißt. Und da die Beziehung zwischen Stadt und Land auch bei der Hildesheimer Bewerbung eine zentrale Rolle spielt, wurde im Vorfeld der Reise auch Kontakt zu Projekten im ländlichen Raum aufgenommen.

 

Eines dieser Projekte ist „Potatoes go wild“, dessen Kartoffel-Ausstellung erst Mitte Oktober im Natuurmuseum Fryslân eröffnet wurde. Dort hielt Froukje de Jong-Krapp einen begeisternden Vortrag über die Arbeit ihres Vereins, der seit zehn Jahren Landwirtschaft und Kunst zusammenbringt. Es geht darum, dass Menschen wieder mehr Bezug zu regionalen Nahrungsmitteln und deren Erzeugern bekommen. Im Kulturhauptstadtjahr war der Verein besonders aktiv, u.a. gab es Kunstausstellungen in Kartoffelscheunen, Feldtheater mit tanzenden Landmaschinen und sogar einen Gedichteaustausch – in Kartoffelsäcken – mit Malta, dessen Hauptstadt Valetta die zweite diesjährige Kulturhauptstadt ist.

 

Anschließend ging‘s weiter nach Langezwaag, einem kleinen Dorf im Süden der Provinz. Dort stellten Kirchenvorstand Peter de Vries und Künstlerin Wietske Lycklama à Nijeholt ihr Projekt „Haren in de Wind“ vor, bei dem viele Dorfbewohner, trotz anfänglicher Skepsis, begeistert mitgearbeitet haben. Es ging darum, eine alte, regionale Geschichte mit künstlerischen Mitteln neu zu erzählen, und damit auch das Dorfleben wieder in Schwung zu bringen. Dabei entstanden auf dem Friedhof u.a. ein riesiges Holzmodell der Kirche und 100, von Kindern und Eltern gebaute, goldene Pferde.

 

Auf der Rückfahrt wurde oft davon gesprochen, wie begeistert alle Gesprächspartner von ihren Projekten erzählt haben. Und dass der Empfang, ob nun im Infozentrum, im Museum oder in der Dorfkirche, so herzlich war. Und vieles ziemlich ermutigend, wie z.B. die letzte Folie von Peter de Vries‘ Präsentation. Auf der stand „Hildesheim – Go for it!“